Weltmilchtag: Handels-Eigenmarken und Milch-Substitute bedrängen Bauern

Veröffentlicht von OÖ Bauernbund am

Hohe Umwelt- und Haltungsstandards – das zeichnet die österreichischen bäuerlichen Familienbetriebe aus. Doch obwohl Österreichs Bäuerinnen und Bauern zu den weltweit höchsten Standards Lebensmittel erzeugen, scheint das teilweise beim Lebensmitteleinzelhandel und auch bei Teilen der Konsumenten nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Regionalität, und die damit verbundene Lebensmittel-Qualität, gehen Hand in Hand, und können nur gemeinsam von den Konsumenten gekauft werden. Das trifft auch auf Milchprodukte zu. Der alljährlich am 1. Juni stattfindende Weltmilchtag, soll die Konsumenten animieren, beim Einkauf auf die regionale Herkunft der Milcherzeugnisse, wie Käse, Butter, Joghurt etc. zu achten. Gerade bei Eigenmarkenprodukten von Lebensmitteleinzelhandelsketten und Diskontern ist das besonders wichtig. Das hat auch ein vor kurzem veröffentlichter Regionalitäts-Check gezeigt.

Die österreichischen Haushaltsausgaben für Lebensmittel liegen europaweit mit 12 Prozent im untersten Bereich (Statistik Austria). Trotz dieses Faktums wird täglich über die gestiegenen Lebensmittelpreise berichtet. Alle Wirtschaftsbereiche so auch die Landwirtschaft hat in den vergangenen Monaten mit enormen Preissteigerungen bei Energie, Betriebsmittel etc. zu kämpfen.

„Die bäuerlichen Familienbetriebe befinden sich in einem Dilemma. Als Urproduzenten sind sie einem starken Wettbewerbsdruck ausgeliefert. Die Landwirtschaft kann ihre gestiegenen Kosten bereits seit Jahren nicht mehr durch ihren Produkterlös erwirtschaften bzw. an die nachfolgenden Glieder der Lebensmittelkette weitergeben. Das Einkommen in der Landwirtschaft stagniert auf dem Niveau der Jahre 2011 oder 2007. Die bittere Folge davon sind Betriebsaufgaben und damit einhergehend die Gefährdung der Ernährungssouveränität Österreichs“, so OÖ Bauernbund-Landesobfrau LRin Michaela Langer-Weninger.

Regionalität nicht durch Eigenmarken ersetzen

Österreichische Milch und Milcherzeugnisse werden mit dem rot-weiß-roten AMA-Gütesiegel gekennzeichnet. Dieses garantiert auch, dass die erzeugte Milch ausschließlich aus gentechnikfreier Fütterung stammt.

Ein kürzlich durchgeführter Regionalitäts-Check des Vereines „Wirtschaften am Land“ unter Mithilfe von Jungbauern aus Kärnten, Oberösterreich und Tirol untersuchte 963 Eigenmarken-Produkte bei Butter und Käse. Das ernüchternde Ergebnis: 40 Prozent der überprüften Produkte sind nicht nachweislich mit österreichischer Milch hergestellt. Und bei 27 Prozent der Produkte ist nicht ersichtlich, woher der Rohstoff Milch bzw. aus Milch verarbeitete Produkte bezogen wurden. 11 Prozent der verwendeten Rohstoffe stammen aus anderen EU-Mitgliedsstaaten und sogar 2 Prozent aus Übersee. Im Jahr 2022 machten die Handelseigenmarken rund 63 Prozent des Lebensmittelverkaufes aus. Bei Käse betrug dieser 58 Prozent. Der Eigenmarkenanteil ist seit Jahren im Zunehmen. 

„Solche Untersuchungen führen die reale Situation und die damit einhergehende Angst vieler Bäuerinnen und Bauern vor Augen. Denn der Ausbau des billigeren Eigenmarkensortimentes führt nicht nur zu einem stärkeren Preisdruck, sondern ersetzt auch einen beträchtlichen Teil regional produzierter Milch durch ausländische. Im Klartext heißt das, dass österreichische Bäuerinnen und Bauern aus dem Sortiment verdrängt werden, keinen Produktionsauftrag mehr bekommen und in Folge dessen zur Produktionsaufgabe gedrängt werden“, gibt OÖ Bauernbund-Direktor Ing. Wolfgang Wallner zu bedenken und appelliert an die Konsumenten beim Einkauf stets auf das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel zu achten.

Gründe für teurere Lebensmittel

Zuletzt gab es Kritik, dass in Österreich für Lebensmittel im Durchschnitt gegenüber Deutschland um 14 Prozent mehr bezahlt werden muss (Studie Europäische Zentralbank April 2023). Ein wesentlicher Grund dafür ist laut Hagelversicherung die Supermarktdichte. Vergleicht man die Supermarktdichte von Österreich gegenüber Deutschland, so gibt es in Österreich 50 Prozent mehr Lebensmittelgeschäfte. Das ergibt pro 100.000 Einwohner in Österreich 60 Geschäfte und in Deutschland 40. Österreich hat mit 60 Geschäften je 100.000 Einwohner innerhalb der EU die höchste Dichte.

„Energie für die Kühlung, Baumaterialien, Sanierungen, Personal etc. kosten den Lebensmittelketten viel Geld. Laut RegioData Research entfielen 2022 auf die großen Player im Lebensmittelhandel (Spar, Rewe und Hofer) rund 84 Prozent des Marktes. Der enorme Wettbewerb der drei großen Player um Marktanteile, hat Österreich zum EU-weiten Spitzenreiter bei der Anzahl an Lebensmittelgeschäften gemacht. Bezahlen müssen diese Marktkonzentration sowohl die bäuerlichen Familienbetriebe, als auch die Konsumenten“, betont Langer-Weninger und ergänzt: „Die Bäuerinnen und Bauern sind nicht für den Preisanstieg bei Lebensmitteln verantwortlich. Bei einem Liter Milch bleiben den Bauern derzeit in etwa 50 Cent. Betrachtet man eine Semmel sind das zwei Cent für den Weizen. Außerdem sank laut Erhebungen des WIFO der Anteil der Landwirtschaft an der gesamten Lebensmittelwertschöpfungskette von 20,2 Prozent im Jahr 2005 auf 17,5 Prozent.“

OÖ Bauernbund-Faktenchecks – Speiseeis und vegane Lebensmittel

2021 und 2022 führte der OÖ Bauernbund Faktenchecks bei industriell hergestelltem Speiseeis und veganen Lebensmitteln durch. In mehr als der Hälfte der Testeinkäufe bei Speiseeis wurde Kokosfett und Palmöl gefunden. Ähnliches ergab der Faktencheck bei veganen Lebensmitteln. Beispielsweise wurde als Hauptbestandteil eines untersuchten Käse-Imitates Kokosöl festgestellt.

„Das Kokosfett wird bei der industriellen Eisherstellung inzwischen sehr häufig verwendet. Die Milch und das Milchfett wurden durch billigere pflanzliche Fette (Kokos- und Palmöl) ersetzt. Das geht auf Kosten der Umwelt und der Menschen in diesen Ländern. Beispielsweise muss das Kokosfett von Papua-Neuguinea nach Österreich rund 13.000 Kilometer transportiert werden. Die Öko-, Produktions- und Sozialstandards sind mit Österreich und Europa kaum vergleichbar“, erklärt Direktor Wallner.

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