Schweinehaltung: Klarheit für Betriebe

„Oberösterreich ist mit rund 5.000 Schweinehaltungsbetrieben und einem Beitrag zum Selbstversorgungsgrad von 40 % das Schweinehaltungsbundesland Nummer 1. Jetzt gibt es endlich Klarheit und Planungssicherheit für unsere Bäuerinnen und Bauern“, begrüßt OÖ Bauernbund-Landesobfrau Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger die neue und seitens OÖ lang geforderte Vollspaltenlösung. „Die Schweinebäuerinnen und Schweinebauern in Oberösterreich haben in den letzten Monaten auf große Investitionen verzichtet. Das hab ich nicht nur von den Bauern selbst gehört, sondern sehe es auch in den Daten der Investitionsförderung. Vielfach wurden sogar Bauansuchen und Stallneubauten infolge des VfGH-Urteils storniert.“
Dringlichkeit war geboten
Wäre keine neue Übergangslösung für die Vollspaltenhaltung gefunden worden – die alte Regelung wurde im Vorjahr vom VfGH aufgehoben – hätte dies ab Juni 2025 das sofortige Ende der Vollspaltenhaltung bedeutet. „Für viele unserer Schweinehalterinnen und Schweinehalter in Oberösterreich wäre das eine Katastrophe gewesen. Stallinvestitionen, die heute noch nicht annähernd abgeschrieben sind, wären damit verloren. Auch die Konsumentinnen und Konsumenten hätten die Konsequenzen zu spüren bekommen. Oberösterreich ist das Schweinehaltungsland Nummer 1 – bricht die Produktion weg, ist das auch das Ende der Selbstversorgung und des heimischen Qualitätsschnitzels zum vernünftigen Preis“, so Obfrau LR Langer-Weninger.
Bereitschaft für Tierwohl-Produktion vorhanden
„Die Schweinebauern sind durchaus bereit, sich an neue Anforderungen anzupassen“, betont Langer-Weninger weiter. Viele würden gerne für das Tierwohl- oder Bio-Segment produzieren, doch die Nachfrage fehle. „Ohne eine Veränderung des Kauf- und Konsumverhaltens wird sich daran wenig ändern. Der Absatz für Tierwohl-Fleischwaren liegt aktuell bei gerade einmal fünf Prozent. Verständlich, dass viele Landwirtinnen und Landwirte vor neuen Investitionen zurückschrecken.“
Wirtschaftliche Bedeutung der Schweinehaltung in Oberösterreich
Die Schweinebranche erwirtschaftet jährlich einen Produktionswert von 410 Mio. Euro, so Langer-Weninger. Darauf aufbauend profitieren 36 Schlachtbetriebe und zahlreiche nachgelagerte Sektoren von der regionalen Schweineproduktion. „Die Nähe von Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung macht Oberösterreich zu einem starken Standort. Diese Stärke dürfen wir nicht aufs Spiel setzen – weder aus wirtschaftlicher Sicht noch im Hinblick auf Arbeitsplätze, Einkommen und stabile Lebensmittelpreise“, unterstreicht die Agrar-Landesrätin.
Investitionsschutz und Übergangsregelungen
Die Vereinbarung schafft nun Klarheit für Neu- und Umbauten: Seit dem 1.1.2023 gelten für die Gruppenhaltung von Absetzferkeln, Mastschweinen und Zuchtläufern neue Standards – darunter planbefestigte Flächen, mehr Platz und Beschäftigungsmaterial. Für bestehende Systeme gilt ein Investitionsschutz von 16 Jahren (Investition ab dem 1. Juni 2018 und Ende 2022). „Wir sind uns bewusst, dass diese Fristen für einige Betriebe eine Herausforderung darstellen. Daher haben wir bereits Maßnahmen ergriffen – etwa die Anhebung der Kostenobergrenze in der Schweinehaltung auf 700.000 Euro bei besonders tierfreundlicher Haltung mit einem Fördersatz von 35 %“, so Langer-Weninger. Das Projekt IBEST zur Weiterentwicklung bestehender Schweineställe soll Erkenntnisse liefern, wie bestehende Ställe an die neuen Standards angepasst werden können. „Unser Ziel ist es, individuelle Maßnahmenpakete zur Verbesserung des Tierwohls zu entwickeln, damit bestehende Ställe zukunftsfit werden“, erklärt die Landesrätin abschließend.

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