LR Hiegelsberger: Regionalität im Futtertrog – Klarer Vorrang für heimisches Eiweiß

Veröffentlicht von OÖ Bauernbund am

2018 fand während der Ratspräsidentschaft auf Initiative Österreichs eine Europäische Eiweißkonferenz in Wien statt. Sie war der Startschuss für die Erarbeitung einer österreichischen Eiweißstrategie, um die Entwicklungsmöglichkeiten von Eiweißpflanzen zu forcieren. Eiweiß ist unersetzbares Element in der menschlichen Ernährung und der Tierfütterung. Regionaler Anbau von Eiweißpflanzen in Österreich steht für hohe Umwelt- und Qualitätsstandards.

Eiweißpflanzen sind für die Landwirtschaft der Zukunft ein wesentlicher Faktor:

  • Eiweißpflanzen erweitern Fruchtfolgen.
  • Ihre Fähigkeit Stickstoff zu binden führt dazu, dass Düngemittel eingespart werden können.
  • Und die aktive Durchwurzelung der Böden verbessert die Bodenfruchtbarkeit und schützt vor Bodenerosion.

Eiweißpflanzen sind ein wichtiger Rohstoff für weiterverarbeitende Unternehmen. Der heimische, regionale Anbau von Eiweißpflanzen hat viele positive Aspekte und trägt zur Ernährungssicherung, dem Klimaschutz bei und reduziert auch den Importbedarf. Die österreichische Eigenversorgung mit pflanzlichem Eiweiß für die Fütterung liegt mit dem wertvollen Grünland bei über 80 Prozent. Vor allem bei der Fütterung von Wiederkäuern ist Österreich knapp an der Selbstversorgung. Dennoch ist Österreich von Importen abhängig – rund 500.000 Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot pro Jahr.

Im Sojaanbau ist Österreich allerdings auf der Überholspur: Seit 2010 wurde die Anbaufläche mehr als verdoppelt – heuer bereits mehr als 75.000 Hektar. Erfreulich ist auch der hohe Bioanteil von fast 40 Prozent. 2019 und 2020 betrug die Erntemenge mehr als 200.000 Tonnen Sojabohnen. In Österreich ist der Anbau zur Gänze gentechnikfrei. 50 Prozent der österreichischen Sojaproduktion werden für die direkte menschliche Ernährung verwendet.

Um die Eiweißversorgung in Österreich langfristig sicherzustellen und auszubauen wurde die Eiweißstrategie in vier Arbeitsgruppen erarbeitet:

  • Klima, Umwelt und Ernährung
  • Produktion
  • Wertschöpfungskette
  • Forschung und Entwicklung

Oberösterreich – Regionalität mit heimischen Eiweiß im Futtertrug

Die Versorgung mit Eiweißfuttermitteln hat in Oberösterreich als Tierhaltungsland Nummer Eins höchste Relevanz. Mit der heute von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger präsentierten Eiweißstrategie, um den Importbedarf bis 2030 noch einmal zu halbieren, liegt nun eine klare Ansage vor. „Wir können die Versorgung mit heimischem Eiweiß noch weiter steigern, das zeigen unsere Bäuerinnen und Bauern jeden Tag. Mit einem Viertel der österreichweiten Rapsfläche und einem Fünftel der Sojafläche weisen unsere Betriebe schon jetzt eine starke Eigenversorgung auf. Wir sind bereit, unseren Teil zum heute von Ministerin Köstinger vorgestellten Ziel beizutragen“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.

Der starke Ackerbau und vor allem auch die professionelle Grünlandwirtschaft führen in Oberösterreich zu einem hohen Eigenversorgungsgrad bei pflanzlichem Eiweiß. „Es freut mich besonders, dass wir mit über 3.000 Sojabauern bereits die österreichweit meisten Betriebe bei dieser Kultur aufweisen. Auch die Hochhaltung des Rapsanbaus auf über 7.000 Hektar ist eine wichtige Leistung unserer Bäuerinnen und Bauern, aber auch der beratenden und unterstützenden Institutionen wie der Landwirtschaftskammer. Gerade beim Raps braucht es aber begleitende Maßnahmen, um den Versorgungsgrad zu halten. Der Auftrag seitens der Konsument/innen ist klar: Auch die Futtermittel für unsere Tierhaltung sollen überprüfbar aus Österreich kommen. Das  heute von Elisabeth Köstinger ausgegebene Ziel deckt sich mit den Ergebnissen unserer Strategie Zukunft Landwirtschaft 2030. Im Sinne einer kreislauforientierten Landwirtschaft werden wir alle Hebel in Bewegung setzen, um die Eiweißversorgung weiter zu steigern. Diese Anstrengungen müssen auch seitens des Handels und der Konsument/innen wertgeschätzt werden, um gemeinsam das gesetzte Ziel zu erreichen“, bekräftigt Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger


Zentrale Ergebnisse der Eiweißstrategie und des Gipfels zur Eiweißversorgung in Österreich:

  1. Steigerung der Anbaufläche in Österreich

Ziel ist eine deutliche Reduktion der Sojaimporte um zumindest 50 Prozent bis zum Jahr 2030! Damit steigt die Eigenversorgung mit pflanzlichem Eiweiß für die Tierfütterung in Österreich auf über 90 Prozent.

  • Forcierung des Anbaus von heimischen Eiweißfuttermitteln und verstärkte Beratung der Betriebe.
  • Fortsetzung der erfolgreichen Züchtungsstrategien und weitere Verbesserung bzw. Erhöhung des Ertragspotentials.
  • Umfangreiche Unterstützung über verschiedene Maßnahmen im Rahmen des GAP-Strategieplans
    • Fruchtfolgeauflagen und Förderung von Feldfutter mit Eiweißpflanzen.
    • Förderung der Artenvielfalt durch Anbaudiversifizierung und förderungswürdige Eiweißpflanzen.
    • Begrünungsmaßnahmen und Erhalt des Dauergrünlands

2. Eiweißreduktion in der Fütterung

Wenn es gelingt weniger Eiweiß in der Fütterung einzusetzen, so bedeutet das weniger Sojabedarf, weniger Stickstoff im Wirtschaftsdünger, weniger Belastung des Grundwassers, weniger Ammoniak-Emissionen und damit auch erheblich weniger Geruch.

  • ÖPUL-Maßnahme: Prämien-Option zur Anwendung einer stark eiweißreduzierten Fütterung.
  • Forschungsschwerpunkt zur bedarfsgerechten und optimierten Eiweißfütterung.

3. Aufbau der Absatzmärkte und Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels

Aufbau von Absatzmärkten und dauerhafte Abgeltung der Mehrkosten für europäisches Eiweiß durch die Marktteilnehmer bzw. Konsumentinnen und Konsumenten.

  • Beim AMA-Gütesiegel sollen die Bereiche mehr Tierwohl und nachhaltige europäische Eiweiß-Futtermittel miteinander verknüpft werden.
  • Begleitend werden Maßnahmen gesetzt, um den Absatz dieser Produkte zu steigern.
  • Schweinehaltende Betriebe, die bereits erhöhte Tierwohlanforderungen umsetzen, sollen zukünftig auch eine optionale Unterstützung erhalten, wenn sie ausschließlich nachhaltige europäische Eiweiß-Futtermittel verwenden.

Fazit des Gipfels:

  • Die Frage der Eiweißversorgung ist und bleibt ein Spannungsfeld! Der Ausbau der Produktion und die Reduzierung von Importen sind oberstes Ziel!
  • Österreich kann neuerlich Rekordanbaumenge von heimischem Soja im Jahr 2021 vermelden – auf der anderen Seite steigen die Preise für heimisches und europäisches (GVO-freies) Soja bzw. Eiweißfuttermittel enorm.
  • Es braucht die Konsumentinnen und Konsumenten, die bereit sind die Mehrkosten für Produkte mit heimischem oder europäischen Eiweiß zu übernehmen.
  • Die Kosten können und sollen nicht alleine von den Landwirtinnen und Landwirten oder von der öffentlichen Hand getragen werden, sondern müssen mittel- bis langfristig vom Markt abgegolten werden!

Bildquellen

  • : Land OÖ