Online-Informationsabend – „Aktuelle Infos – Rinderbranche“

Veröffentlicht von OÖ Bauernbund am

Knapp 150 Teilnehmer waren beim Online-Infoabend am 11.01.2022 dabei. Die Vortragenden waren BB-Präsident NR DI Georg Strasser und Geschäftsführer der Österreichischen Rinderbörse DI Johannes Minihuber.

Österreichs Landwirtschaft ist im weltweiten Vergleich in allen Produktionssparten ein Vorreiter. Hohe Produktionsstandards und die daraus resultierenden hohen Produktqualitäten geben zurecht Anlass, stolz auf die eigene bäuerliche Arbeit zu sein. Die agrarischen Interessenverbände und Erzeugergemeinschaften arbeiten gut und intensiv zusammen, wobei die Ziele einerseits in der positiven Gestaltung und Weiterentwicklung von Qualitätsprogrammen und andererseits in der Gewährleistung stabiler Produktpreise liegen. Eine der Kernaufgaben der agrarpolitischen Interessenvertretung, dem Bauernbund ist daher, der Bevölkerung sprich den Konsumenten mitzuteilen, wie vorbildlich unsere heimische Rinderbranche von der Fütterung bis zur Haltung wirtschaftet und, dass eine faire Abgeltung der Produkte seitens des Lebensmittelhandels das Um und Auf für die Absicherung der heimischen Landwirtschaft, mit ihren kleinen Strukturen, auch in der Zukunft darstellt. Der Begriff Regionalität – in den letzten Jahren allerdings medial und auch vom Lebensmitteleinzelhandel schon ein wenig überstrapaziert verwendet – trifft aber auf die österreichische Rinderbranche voll zu. Sie garantiert den Erhalt der Kulturlandschaft mit ihren Grünland- und Almflächen.

„In der Corona-Krise wurde die Wichtigkeit der Erzeugergemeinschaften einmal mehr sichtbar. Österreich hat beim Rindfleisch eine Selbstversorgungsgrad von 145 Prozent. Die Suche nach neuen Exportmärkten und deren langfristige Absicherung ist daher für die positive Zukunft der österreichischen Rinderbranche unerlässlich“, ist Bauernbund-Präsident Georg Strasser überzeugt.

Kontakt mit NGOs auch als Chance sehen

Die gesellschaftlichen Erwartungen und auch der Druck seitens der NGOs hinsichtlich der Verbesserung von Tierwohlstandards steigen. Dass der Umgang mit NGOs sich aufgrund oftmals gravierender Meinungsverschiedenheiten als durchaus schwierig gestalten kann, ist landauf landab bekannt, wie das auch beim Thema Kälbertransport zu sehen war. „Bereits vor einigen Jahren wurde der Dialog mit der LKÖ und den Erzeugergemeinschaften gestartet. Und ganz bewusst haben wir als Bauernbund auch die NGOs mit ins Boot geholt. Das Ergebnis war die Entwicklung einer zusätzlichen Produktions- und Vermarktungsschiene – dem „Kalb rosé““, so Strasser.

Die Produktion von Kalb rosé ist allerdings nur in Verbindung mit dem AMA-Gütesiegel möglich. Neben dem neuen Produktions- und Vermarktungsprogramm gibt es aber nach wie vor die klassische Milchkälbermast. „Kalb rosé kann als eine Ergänzung zur klassischen Milchkälbermast betrachtet werden. Aktuell werden immer noch Betriebe gesucht, die Kalb rosé produzieren wollen“, so der Geschäftsführer der Österreichischen Rinderbörse Johannes Minihuber.

Steigende Betriebsmittelpreise

Die österreichische Landwirtschaft ist auch hinsichtlich der hohen Umweltstandards ein Musterschüler, die große Teilnahme an Agrarumweltprogrammen führt das deutlich vor Augen. Trotz der positiven Preisentwicklung macht allen die enorme Preissteigerung bei Betriebsmitteln seit dem Frühjahr 2021 zu schaffen. Österreich hat durch seine Umweltprogramme bereits in der Vergangenheit ein Fundament gelegt, das uns jetzt hilft. In anderen europäischen Länder werden die gesetzlichen Umweltanforderungen permanent nach oben geschraubt. Die Folge davon wird sein, dass etliche Betriebe aus der Rindfleischproduktion aussteigen und dadurch weniger Menge den europäischen Markt belasten werden. „Zusätzlich wurden in den vergangenen Monaten, aufgrund unterbrochener Lieferketten, weniger Edelteile aus Südamerika in die EU importiert. Außerdem gibt es erstmals seit 15 Jahren sinkende Lagerbestände. Dies alles lässt eine positive Preisentwicklung im heurigen zweiten Halbjahr erwarten“, zeigt sich Minihuber erfreut.

AMA-Gütesiegel sichert Unabhängigkeit

Bei den Konsumenten ist die Bekanntheit und auch das Vertrauen in das AMA-Gütesiegel groß.  Laut den jüngsten Ergebnissen vom September 2021 sprechen 80 Prozent der Befragten dem AMA-Gütesiegel ein sehr hohes beziehungsweise hohes Vertrauen aus. „Diese Umfrage ist wirklich sehr erfreulich. Das AMA-Gütesiegel ist das einzige Siegel, wo auf bäuerliche Interessen hundertprozentig geachtet wird. Anders verhält es sich beispielsweise bei den Eigenmarken der Lebensmittelketten im Bio-Bereich“, so Strasser.

Zusammenhalt in der Branche wichtig

Seit mehr als 25 Jahren punktet die OÖ Rinderbörse mit Weitblick und Erfahrung, wenn es um die Vermarktung von Rindfleisch geht. Coronabedingt ist im Jahr 2020 der Rind- und Kalbfleischkonsum in Österreich um ein Kilogramm gesunken. Gleichzeitig konnte jedoch im Lebensmitteleinzelhandel um rund acht Prozent mehr abgesetzt werden und auch das Faschierte wird im Lebensmittelhandel immer wichtiger.

Ausblick auf die Märkte

Deutschland ist und wird auch in Zukunft für Österreich der bedeutendste Exportmarkt für Rindfleisch sein. Österreich konnte von Jänner-September 2021 seine Exporte nach Deutschland um elf Prozent steigern. Aufgrund der immer höher werdenden Umwelt- und Produktionsauflagen wird sich allerdings in der EU die Produktionsmenge reduzieren, alleine in Deutschland in den nächsten drei Jahren jeweils um fünf Prozent. „Auf der einen Seite muss aber auch beachtet werden, dass die Produktionsmenge sinkt, und auf der anderen Seite gleichzeitig der pro-Kopf-Verzehr von Fleisch in Europa abnimmt. Lediglich beim Geflügelfleisch werden in den nächsten Jahren Steigerungen erwartet“, so Minihuber.

Bildquellen

  • Rinderstall: stock.adobe.com, by Aintschie