Neue Perspektiven für junge Schweinebauern

Veröffentlicht von OÖ Bauernbund am

Der Bauernbund lud die Schweinebranche zu einem Online-Infoabend mit Experten. Knapp 200 Mitglieder holten sich aktuelle Infos und diskutierten mit.

Die heimischen Schweinebauern befinden sich seit Monaten in einer schwierigen Situation. Nach den gesunkenen Verkaufserlösen sind auch noch die Betriebsmittelpreise massiv angestiegen. Hinzu kommen gestiegene Anforderungen der Gesellschaft Richtung mehr Tierwohl im Schweinestall“, schilderte Bauernbund-Direktor Wolfgang Wallner eingangs die aktuelle Situation in der Schweinebranche.

Strasser: „Wer bestellt muss auch zahlen“

Für eine Systemumstellung benötigen die Schweinebauern laut Bauernbund-Präsident Georg Strasser „konkrete Perspektiven, Übergangszeiten und Planungssicherheit.“ Diese habe man nun gemeinsam durch einen Schulterschluss mit der Branche geschaffen. Ab 2023 werden bei Um- und Neubau von Schweineställen nur mehr Haltungsformen mit eigenen Liegeflächen gefördert. Das neue Stallsystem mit Liegeflächen sei bei Tierwohlprogrammen in Dänemark bereits erfolgreich erprobt worden. Für Betriebe, die am AMA-Gütesiegel-Programm teilnehmen wird dieser Standard ab 2032 zur Pflicht. Für Strasser sei die Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels eine Notwendigkeit: „Das ist das einzige Siegel, bei dem Bauern und ihre Vertreter noch aktiv mitreden können. Alle anderen sind getrieben vom Lebensmittelhandel“, betonte er mit Verweis auf die Eigenmarken.
Für den Bauernbund-Präsidenten steht eines aber außer Frage: „Es braucht Fairness – wer bestellt muss auch zahlen.“ Deshalb seien begleitende Förder- und Marktanreize so wichtig für die bäuerlichen Produzenten. Unterstützung erhalten die Schweinebetriebe über die Investitionsförderung „Tierwohlpakt“ und über Module im neuen Umweltprogramm ÖPUL.
Die Umstellung der öffentlichen Beschaffung auf die beiden Premium-Standards „AMA-Gütesiegel Tierwohl“ sowie „Bio“ soll bis 2030 erfolgen. Das würde dann einen Absatz von einer Million Schweine pro Jahr bedeuten werde.
„Mein persönliches Ziel als Präsident des Bauernbundes ist es, dass die Schweinebauern auch in zehn oder 20 Jahren stolz auf ihre Arbeit, ihre Tiere und ihre Produkte sind. Und dass die Konsumenten zuhause, im Gasthaus oder in der Kantine mit Begeisterung ihr österreichisches Schnitzel genießen“, so Strasser, der sich seit Jahren politisch und fachlich mit der prekären Situation der Schweinebranche beschäftigt. Ihm sei bewusst: „Mit Hoffnung allein schreibt man keine schwarzen Zahlen. Aber ohne Zuversicht und Perspektive werden die Jungen nicht weitermachen und diese Arbeit ist kein Selbstläufer.“
VLV-Obmann Markus Brandmayr lobte die Verhandlungsergebnisse: „Der Druck war enorm. Die VÖS, der VLV und der Bauernbund haben dabei die Kohlen aus dem Feuer geholt.“
Auch für VLV-Geschäftsführer Johann Schlederer sei das Konzept schlüssig, aber: „Die AMA muss die Botschaft nach außen zu den Konsumenten tragen und die Tierwohl-Produkte dementsprechend bewerben. Der Handel wird es nur dann anbieten, wenn es nachgefragt wird.“

Afrikanische Schweinepest ist die allergrößte Bedrohung

Weiters berichtete Schlederer, dass innerhalb der EU die Herausforderungen für die Schweinebauern überall die gleichen wären. Insbesondere Deutschland sei derzeit massiv von der der Debatte rund um das Thema Tierwohl betroffen. Mit der Folge, dass die Produktion bei unseren Nachbarn zuletzt binnen eines Jahres um 6,5 Pro­zent rückläufig war. Nun fordere auch der deutsche Lebensmittelhandel höhere Haltungsbedingungen bei Frischfleisch: „Das schadet uns sicher nicht, denn damit kommt weniger Billigfleisch aus Deutschland bei uns auf dem Markt.“ Das allergrößte Bedrohungsszenario ist für Schlederer allerdings die Afrikanische Schweinepest: „Wenn diese endemisch wird, wird das die Schweinehaltung in Österreich stärker verändern als die Tierwohlmaßnahmen.“ Derzeit ist Österreich von vier Ländern (Ungarn, Slowakei, Deutschland und Italien) mit ASP-Fällen umgeben.

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