Risiken für Almbauern vermindern – Zukunft der Almen sichern
Die Almbäuerinnen und Almbauern erbringen großartige Leistungen für die Allgemeinheit. Das sollen sie auch weiterhin mit einem Gefühl der Sicherheit tun können.
Das Urteil aufgrund einer tödlichen Kuh-Attacke im Sommer 2014 sorgt innerhalb der Landwirtschaft für Aufregung. Im Zivilprozess im Landesgericht Innsbruck wurde ein Landwirt in erster Instanz zu einer Schadenersatzzahlung von 490.000 Euro verurteilt. „Die Almbäuerinnen und Almbauern erbringen großartige Leistungen für die Allgemeinheit und produzieren hochwertige Lebensmittel. Das sollen sie auch weiterhin mit einem Gefühl der Sicherheit tun können“, stellt der Landesobmann des OÖ Bauernbundes, LR Max Hiegelsberger klar. Der Landesobmann begrüßt in diesem Zusammenhang die Ansagen von Bundeskanzler Sebastian Kurz, klare gesetzliche und österreichweit einheitliche Regelungen zu schaffen um das Miteinander auf den Almen weiterhin sicherzustellen.
Die Bäuerinnen und Bauern stellen ihren Grund und Boden unentgeltlich für die Nutzung durch Wanderer, Bergsteiger, Spazierengeher, Kletterer oder Mountainbiker zur Verfügung. „Dabei muss aber immer klar sein: diese Flächen sind in erster Linie Wirtschafts- und Naturflächen ohne eine entsprechende Aufbereitung für die Freizeitnutzung und sind daher auf eigenes Risiko zu nutzen“, so Hiegelsberger. „Die Bauern sind beunruhigt, da ihnen im Falle eines Unfalls auf ihrem der Allgemeinheit zur Verfügung gestellten Grund schwere Konsequenzen drohen“, betont Hiegelsberger. Der Landesobmann rät jedenfalls allen Bäuerinnen und Bauern, sich über den Umfang der Versicherungsleistungen im Rahmen der Betriebshaftpflichtversicherung zu informieren.
Almbewirtschaftung als gesellschaftlicher Auftrag
Sowohl die Landwirtschaft selbst als auch die Gesellschaft haben hohe Ansprüche an die Almwirtschaft. „Die Almen sind ein beliebtes Erholungsgebiet und die Schönheiten der oberösterreichischen Berg- und Hügellandschaft laden viele Touristen und Ausflügler zum Wandern und Entspannen auf den Almhütten ein“, so der Obmann des OÖ Almwirtschaftsvereins Johann Feßl.
Die österreichische Almwirtschaft ist ein wesentlicher Bestandteil unserer heimischen Berglandwirtschaft und trägt maßgeblich zu einer flächendeckenden Bewirtschaftung bei. „Die Almbauern sind bemüht, wirtschaftlichen Ertrag über Viehhaltung, Waldnutzung und touristische Nutzung zu erzielen. Die Almbauern leisten durch die Offenhaltung der Landschaft einen wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfung des ländlichen Raums. Der Wander- und Bergtourismus blüht durch die Gastlichkeit der Almwirtschaft und der einzigartigen Kulturlandschaft regelrecht auf“, so der Landesobmann des OÖ Bauernbundes, LR Max Hiegelsberger.
Almbewirtschaftung unter Druck
Im oberösterreichischen Almkataster sind rund 640 Almen eingetragen, 443 davon werden aktiv bewirtschaftet. Im Jahr 2018 wurden rund 4800 Rinder aufgetrieben, das sind 0,9 Prozent aller Rinder in Oberösterreich. Der Anteil der Mutterkühe beträgt rund 20 Prozent. Im Vergleich zu Tirol und Salzburg ist Oberösterreich ein kleines Almenland. „Das ändert aber nichts daran, dass die Almbewirtschaftung auch in unserem Bundesland Tradition hat“, sagt Feßl.
Die Armbewirtschaftung befindet sich aus vielerlei Gründen unter Druck. Moderne Freilauf-Stallsysteme machen den Auftrieb im Sommer weniger notwendig, für die arbeitsintensive Zeit auf der Alm fehlt das Personal. Höhere Preise für die Alm-Produkte sind nur schwer zu realisieren und die Rückkehr des Wolfes sorgt für Beunruhigung unter den Almbäuerinnen und Almbauern. „In dieser schwierigen Situation der Almen würde zusätzliche rechtliche Unsicherheit zu einem weiteren Rückzug der Almbewirtschafter und zu einem weiteren Verlust offener Almflächen führen“, so BB-Obmann Hiegelsberger.
Hundeverbot
Die ansteigenden Zahlen an Erholungssuchenden machen das Befolgen klarer Regeln auf den Almen umso notwendiger. Leider kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Wanderern und Weidevieh, fast immer sind Hunde beteiligt. „Rinder sind grundsätzlich gutmütig, können aber auf Hunde oder zum Schutz der Jungtiere aggressiv reagieren. Vor allem bei Mutterkuh-Herden ist Achtsamkeit geboten. Der Hund als Nachfahre des Wolfes löst den Beschützer-Urinstinkt bei den Muttertieren aus“, so Hiegelsberger. Ein Hundeverbot sei daher eine Möglichkeit, um für mehr Sicherheit auf den Almen zu sorgen. Dafür muss in einem ersten Schritt geprüft werden, wie ein derartiges Verbot rechtlich umgesetzt werden könnte.
Kein Aussperren des Tourismus
Es ist ganz klar nicht das Ziel der Almbauern, den Wandertourismus von ihren Flächen auszusperren. Die Nutzung der Almen für den Tourismus schafft in vielen Fällen einen wertvollen Zusatzverdienst für die Almbauern. „Es braucht aber klare Regeln für das Zusammenspiel von Mensch und Tier“, betont der Landesobmann. Wie diese aussehen können, soll im Rahmen eines österreichweiten Runden Tisches gemeinsam mit Vertretern der Almwirtschaft, Vertretern der Almländer, der Landwirtschaftskammer sowie Touristikern für die kommende Almsaison erörtert und ausgearbeitet werden. „In Tirol wurde bereits ein runder Tisch abgehalten, der sich für eine Versicherungslösung ausgesprochen hat. Ob Hundeverbot, allgemeine Versicherungen oder andere Lösungen – wir werden uns für eine gesamtösterreichische Lösung einsetzen, damit kein Fleckerlteppich an regionalen Regelungen entsteht“, so Landesobmann Hiegelsberger abschließend
Verhalten auf der Alm
Um eine schöne und sichere Wanderung auf Oberösterreichs Almen zu genießen gilt es Grundregeln zu beachten. Das Land Oberösterreich bietet diese ansprechend und praxisnah aufbereitet in Form des Almknigge für KUH & DU im ALMnach bzw. online unter www.almanach-oberoesterreich.at an.
Die Weidetafel soll die Wanderer auf die möglichen Gefahren besonders im Beisein von Hunden aufmerksam zu machen. Die Tafeln sind im Oberösterreichischen Bauernbund erhältlich, entweder unter +43 732/773866-0 oder unter office@ooe.bauernbund.at.
Bildquellen
- Pressekonferenz Almbauern: Bauernzeitung